• #9 Ein Boot für Joseph Beuys
    Jun 28 2022
    Am 20. Oktober 1973 ist NRW Schauplatz einer spektakulären Aktion, die in die deutsche Kunstgeschichte einging: Der weltbekannte Künstler Joseph Beuys setzte in einem Einbaum vom linken Rheinufer in Düsseldorf zur Kunstakademie auf der anderen Rheinseite über. Die "Heimholung des Joseph Beuys", inszeniert von Anatol Herzfeld und weiteren Beuys-Schülern, war Höhepunkt studentischer Proteste gegen den Rausschmiss von Beuys an der Akademie. Der damalige Wissenschaftsminister Nordrhein-Westfalens, Johannes Rau (SPD), hatte Beuys vor die Tür gesetzt, weil sich dieser unter anderem jahrelang gegen die Zulassungsbeschränkungen der Kunstakademie hinwegsetzte. Mit der "Heimholung" wollten Anatol, Beuys und andere Mitstreiter ihre künstlerische Freiheit unterstreichen. Als radikaler Außenseiter avancierte Beuys zu einem der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts und festigte den Ruf Düsseldorfs als bedeutende Kunststadt.
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    10 mins
  • #8 Eine Mauer durch den Schulhof
    May 11 2022
    Beim Stichwort „Mauerbau“ denken die meisten Deutschen wohl an die Berliner Mauer. Weniger bekannt ist eine andere Grenzmauer, die ein Jahr zuvor errichtet wurde – und zwar im kleinen Ort Ringenberg, heute ein Ortsteil von Hamminkeln am Niederrhein. Die zwei Meter hohe Mauer stand auf dem Pausenhof der Volksschule in Ringenberg und teilte die Schule in einen katholischen und einen evangelischen Teil. Die Ringenberger Mauer ist ein extremes Beispiel für die konfessionelle Spaltung der ersten Nachkriegsjahrzehnte in Nordrhein-Westfalen. Protestanten und Katholiken blieben häufig unter sich. Dazu trugen auch die Konfessionsschulen bei, die in der Landesverfassung von 1950 als Regelfall festgeschrieben wurden. Zeitzeugen schildern, zu welch skurrilen Konstellationen dies im Schulalltag der 1960er Jahre führen konnte.
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    15 mins
  • #7 Eine Katastrophe mit Folgen
    Mar 31 2022
    Der Flughafenbrand von Düsseldorf am 11. April 1996 forderte 17 Menschenleben, mehr als 80 wurden verletzt. Was an diesem Tag mit kleinen Schweißarbeiten im Terminal A des zu dieser Zeit drittgrößten deutschen Flughafens begann, endete in einer der größten Katastrophen, die NRW in seiner 75-jährigen Geschichte erlebt hat. Zeitzeuge Christian Reiling beschreibt, wie er es dank seines Handys schaffte, in letzter Minute auf sich aufmerksam zu machen, nachdem er über eine halbe Stunde in der Lufthansa-Lounge eingeschlossen war. Ein Gutachten, das der damalige nordrheinwestfälische Ministerpräsident Johannes Rau im Anschluss an die Brandkatastrophe in Auftrag gab, hatte weitreichende Folgen – nicht nur am Düsseldorfer Flughafen, der heute unter anderem mit einer der größten Brandmeldeanlagen in Deutschland ausgestattet ist. Die Empfehlungen aus dem Gutachten führten bundesweit zu neuen Standards im Brandschutz. Ein Prozess um die Verantwortung für den Düsseldorfer Flughafenbrand wurde 1999 nach 89 Verhandlungstagen vorzeitig gegen Geldstrafen eingestellt. Quellen, auf die wir uns bei der Beschreibung von Brandursachen und -hergang beziehen: Quelle 1: Unabhängige Sachverständigenkommission beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zur Prüfung von Konsequenzen aus dem Brand auf dem Rhein-Ruhr-Flughafen Düsseldorf. Bericht – Teil I: Analyse des Brandes am 11. April 1996. Empfehlungen und Konsequenzen für den Rhein-Ruhr-Flughafen Düsseldorf. Quelle 2: Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe zur Begleitung der Unabhängigen Sachverständigenkommission zur Prüfung von Konsequenzen aus dem Brand auf dem Rhein-Ruhr-Flughafen Düsseldorf am 11. April 1996 Quelle 3: Bericht der Feuerwehr Düsseldorf https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt37/feuerwehr/Dateien/37-5_Praevention/flughbrand.pdf Die O-Töne von Zeitzeuge Christian Reiling stammen aus der TV-Dokumentation „Der Flughafenbrand von Düsseldorf: Protokoll einer Katastrophe“ von Frank Bürgin, 2006 (ARD) https://zeitlupe.tv/portfolio/der-flughafenbrand-von-duesseldorf/ Credit Musik: "Valley of the Wind" by IIII https://freemusicarchive.org/music/Section_27_Netlabel/S27-X_I/illl_-_S27-X_I_-_12_Valley_Of_The_Wind_1001
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    15 mins
  • #6 Ein neuer Wind
    Feb 10 2022
    Nirgendwo in Deutschland gab es so viel dicke Luft wie in Nordrhein-Westfalen. Zumindest bis Mitte der 80er Jahre. Seitdem ist über dem Ruhrgebiet wieder blauer Himmel zu sehen – so, wie es der spätere Bundeskanzler Willy Brandt 1961 gefordert hatte. Aber wie schafften es die Nordrhein-Westfalen, für bessere Luft zu sorgen? Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, wie sehr die Ballung von Schwerindustrie in NRW zur Luftverschmutzung beigetragen hat – und wie der Protest an Rhein und Ruhr gegen Kraftwerke und eben jene Industriebetriebe, die mit ihren Abgasen ungefiltert Schwefeldioxid freisetzten, zu einem Umdenken in der Politik führte. Credits Musik: Your Soul is like the Wind / Frostbite by ps https://freemusicarchive.org/music/ps/Finding_My_Own_Way_Back_Home/08_ps_-_your_soul_is_like_the_wind___frostbite Komiku: The Wind https://freemusicarchive.org/music/Komiku/Tale_on_the_Late/Komiku_-_Tale_on_the_Late_-_13_The_Wind Bildnachweis Cover dieser Episode: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041794-0035 / Engelbert Reineke
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    17 mins
  • #5 Eine Rose für NRW
    Jan 21 2022
    Im August 2021 hat Nordrhein-Westfalen seinen 75. Geburtstag gefeiert. Ganz Nordrhein-Westfalen? Nein. Denn der kleine Freistaat Lippe an der östlichen Grenze Nordrhein-Westfalens gehörte bei der Gründung des Landes 1946 noch nicht dazu. Erst mit fünfmonatiger Verspätung, genauer gesagt am 21. Januar 1947, ist Lippe dem Land Nordrhein-Westfalen beigetreten. Heute ist die Lippische Rose Teil des Landeswappens. Der Zusammenschluss mit dem jungen Bundesland NRW war damals allerdings keine Selbstverständlichkeit. So stand auch ein Beitritt zum Land Niedersachsen zur Debatte. Warum die Wahl am Ende doch auf Nordrhein-Westfalen fiel und wie sich diese Entscheidung auf die Identität der Lipper ausgewirkt hat, erklären wir in dieser Folge.
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    11 mins
  • #4 Ein besonderer Stoff
    Jan 4 2022
    Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt die Herstellung von Textilien und Kleidung in Westdeutschland einen sprunghaften Anstieg. Die Nachfrage nach Stoffen ist enorm. In Textilhochburgen wie Mönchengladbach, lange als das „Rheinische Manchester“ bekannt, stellt die Textilindustrie in den 1950er Jahren einen der umsatzstärksten Wirtschaftszweige dar. Doch bereits Ende der 1950er Jahre entwickelt sich in der Branche Existenzangst. In den von der Textilindustrie geprägten Regionen am Niederrhein und im Münsterland steigt die Arbeitslosigkeit, Betriebe müssen schließen. Eingeleitet wird der Niedergang durch heimische Überproduktion und günstige Importe. Einige Unternehmen können sich jedoch auf den Markt behaupten. Sie erfinden sich neu und verhelfen somit der Branche in Nordrhein-Westfalen zu einer Renaissance. Wie schafften es einige traditionsreiche Unternehmen, sich auf dem Markt zu behaupten? Und warum verschwanden andere von der Bildfläche? In dieser Folge erzählen wir die Geschichten der Textil-Unternehmer Ludwig Müller, Viktor Achter und Conrad Ebels, die bis heute ihre Spuren im Land hinterlassen haben.
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    15 mins
  • #3 Ein Kampf für Gerechtigkeit
    Nov 30 2021
    Als eine Mitarbeiterin des Gelsenkirchener Großfotolabors Heinze 1978 zufällig die liegengelassene Gehaltsabrechnung eines männlichen Kollegen findet, wird sie wütend: Die Männer der Abteilung verdienten etwa 1,50 DM mehr pro Stunde als die Frauen – für die gleiche Arbeit. Das nehmen 29 Fotolaborantinnen zum Anlass, einen aufsehenerregenden Kampf gegen ihren Arbeitgeber zu führen. Die „Heinze-Frauen“ ziehen bis zum Bundesarbeitsgericht in Kassel und bekommen dort 1981 recht. Ihr Einsatz für eine faire Bezahlung schlägt hohe Wellen, es gibt eine breite gesellschaftliche Solidarisierung. Die feministische Zeitschrift „Emma“ von Alice Schwarzer berichtet ebenso über die „Heinze-Frauen“ wie das Magazin „Brigitte“. Dort werden die 29 Klägerinnen 1980 zu den „Frauen des Jahres“ gekürt. Der Kampf der Fotolaborantinnen um gleichen Lohn ist nur der Anfang und macht auf ein auch heute noch bestehendes Problem aufmerksam: die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern für die gleiche Arbeit.
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    15 mins
  • #2 Eine neue Heimat?
    Oct 28 2021
    In den späten 1950er Jahren brummt die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen und anderen Teilen der noch jungen Bonner Republik. Woran es aber mangelt, sind Arbeitskräfte. So sehr, dass man sich dazu entschließt, sogenannte Anwerbeabkommen mit anderen Staaten abzuschließen. Zwischen 1955 und 1973 kommen mehrere Millionen Menschen nach Deutschland, in NRW erhalten Hunderttausende "Gastarbeiter" Arbeitsplätze. Nach Auslaufen der Arbeitsverträge sollen die Angeworbenen wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Doch für viele ist das längst keine Option mehr. Geschichten wie die von Ata Canani und Haeng Ja Fischer prägten NRW nachhaltig: Canani wird 1964 in der Türkei geboren, mit elf Jahren folgt er seinem Vater, einem Fabrikarbeiter, nach Nordrhein-Westfalen. Mit seiner Musik macht er auf die Probleme der "Gastarbeiter"-Generation aufmerksam - und erlebt, wie die Frage nach der Heimat zum Bruch mit dem eigenen Vater führen kann. Haeng Ja kommt 1969 mit 120 Krankenschwester-Kolleginnen nach Nordrhein-Westfalen, sie ist fest entschlossen, sich ein neues Leben aufzubauen. Im Alltag hat sie aber schnell das Gefühl, dass sie sich mehr als andere anstrengen muss, um als Teil der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt schlaglichtartig, wie schwer sich Politik und Gesellschaft mit Akzeptanz und Integration getan haben.
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    22 mins