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„Dreimal Anna“ ist eine Erzählung von Nadja Bucher die auf Basis eines Gesprächs mit Karl Enne (geboren 1910) beruht. Ich erkannte Anna sofort wieder. Schon beim Eintreten in das Restaurant in Wien Hernals sah ich sie alleine an einem Tisch sitzen. Sie war noch so hübsch wie damals, nur fünfzehn Jahre älter. Auch bei ihr hatte der Zweite Weltkrieg Spuren hinterlassen. Sie war kein Mädchen mehr, sondern eine schöne, fünfunddreißigjährige Frau.

„Stunde des Abschieds“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Anna Giesl (geboren 1912) beruht. Ich wurde am 10. Juni 1912 in Kaisermühlen geboren und ehe dieser Tag kam, der so tiefe Spuren in meinem Leben hinterlassen würde, verliefen meine ersten 36 Jahre in relativ geordneten Bahnen.

„Der Affe mit dem Florentiner Hut“ ist eine Erzählung von Nikolai Soukup die auf Basis eines Gesprächs mit Elisabeth Weißenbacher (geboren 1924) beruht. Ich legte immer besonderen Wert auf meine Kleidung. Passte das Kleid nicht zur Farbe meiner Schuhe, schlug sich die Handtasche mit dem Hut, oder stimmte die Mischung der kombinierten Muster nicht, fühlte ich mich nicht wohl in meiner Haut.

„Verpasst“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Hermine Jäger (geboren 1922) beruht. Wenn man 1922 in Wien geboren wurde, konnte man leicht seine Jugend versäumen. Als man 18 war, begann der Krieg, später kamen die Luftangriffe, und man verbrachte die meiste Zeit aus Angst vor den Bomben im Keller. Gab es keinen Bombenalarm, blieb die Stadt wegen drohender Überraschungsangriffe trotzdem verdunkelt. Ausgehen war unmöglich, die Jugend war dahin.

„Knapp unter den Sternen“ ist eine Erzählung von Nadja Bucher die auf Basis eines Gesprächs mit Rudolf Schwingenschlögl (geboren 1908) beruht. Bereits Wochen vorher begannen wir mit der Planung unserer Tour auf den Großglockner. Mein bester Freund David hatte 1929 die Idee, Österreichs höchsten Berg zu besteigen, und ich war sofort dabei.

„Bare Münze“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Elfriede Kühmayer (geboren 1929) beruht. Von 1968 bis 1974 führte ich das Café Nordbahn in Wien an der Ecke Nordbahnstraße und Darwingasse. Ich betrieb es gemeinsam mit meinem Mann, aber der kam nur selten vorbei, und wenn, dann zum Kartenspielen. Als von Natur aus geselliger Mensch, aber mit der Zeit schlich sich eine gewisse Routine auch in diese Arbeit ein, besonders weil die Kundschaft vor allem aus fixen Stammkunden besteht.

"Der Ball der Bälle“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Karoline Wegert (geboren 1921) beruht. Ich habe in Wien, Kaisermühlen, siebzig Jahre lang im gleichen Haus gewohnt. Alle hier nennen mich Lintschi, das kommt von Karoline. Daraus wurde zuerst Lina, dann Lini und dann eben Lintschi.

„Mein Freund in Schwarz“ ist eine Erzählung von Angelika Slavik die auf Basis eines Gesprächs mit Heidelinde Berger (geboren 1908) beruht. Ich wurde 1908 als fünftes von sechs Kindern geboren, ich war das einzige Mädchen. Noch bevor ich in die Schule kam, verließ mein Vater die Familie. Ich mag ihn irgendwie, den Tod. Ich habe mich in all den Jahrzehnten an ihn gewöhnt wie an einen alten Bekannten. Von frühester Kindheit an war er mein treuester Begleiter, der einzige, der immer, wirklich immer, da war. Er ist die Konstante meines Lebens, so wie bei anderen ein Beruf oder ein Ehepartner.

„Die Ohrfeige“ ist eine Erzählung von Nadja Bucher die auf Basis eines Gesprächs mit Felix Erzen (geboren 1922) beruht. Plötzlich holte ich zum Schlag aus. Ich war voller Wut. Meine Hand landete schallend in Roberts Gesicht. ,,So spricht man mit niemandem, und schon gar nicht mit seiner Freundin,“ schrie ich ihn an.

„Eins mit dem Chaos“ ist eine Erzählung von Stephanie Mold die auf Basis eines Gesprächs mit Birgit Planer (geboren 1928) beruht. Als meine rechte Hand Mitte der Neunziger Jahre zum ersten Mal zitterte, saß ich gerade mit meinem Mann im Auto. Er lenkte, ich saß am Beifahrersitz. Ich sagte ihm nichts von dem Zittern und hoffte inständig, dass es bald wieder aufhören würde. Schließlich steckte ich die rechte Hand mit Hilfe der linken unauffällig in die rechte Hosentasche.

„Flucht im Schneckentempo“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Margarethe Bobal (geboren 1919) beruht. Drei Tage sind keine Ewigkeit, aber sie können manchmal ein Schicksal entscheiden. Nach jenen drei Tagen, die zum Glück nur zwei waren, musste ich eine ganze Woche im Bett verbringen.

„Das Dorf, in dem ich geboren wurde“ ist eine Erzählung von Nadja Bucher die auf Basis eines Gesprächs mit Erna Varga (geboren 1937) beruht. Meine schönste Erinnerung ist die an Velm, das Dorf, in dem ich 1937 geboren wurde. Es war ein armes Dorf mit strohgedeckten Lehmhäusern ohne Wasser und Strom. Die Schotterstraßen waren mit Kleinvieh und barfüßigen Kindern bevölkert.

„Schneemann auf Schlittschuhen“ ist eine Erzählung von Stephanie Mold die auf Basis eines Gesprächs mit Josefine Sevelda (geboren 1921) beruht. Am 7. November 1940 sagte mein Verlobter zu mir, dass wir am kommenden Mittwoch heiraten werden. Wenige Tage danach würde Franz mit anderen Wiener nach Russland aufbrechen.

„Turnschuhe für Liselotte“ ist eine Erzählung von Nadja Bucher die auf Basis eines Gesprächs mit Renate Schnabel (geboren 1924) beruht. Mit fünfzehn Jahren konnte ich mehrere Armbrüche, einen Schlüsselbein- und einen Knöchelbruch vorweisen. Meine aus Mährisch Ostrau stammende Mutter und meine ältere Schwester Sophie schlugen jedes Mal, wenn ich wieder in die Ambulanz gebracht werden musste, die Hände über dem Kopf zusammen.

„Das Mädchen mit den Zöpfen“ ist eine Erzählung von Stephanie Mold die auf Basis eines Gesprächs mit Josef Ortner (geboren 1926) beruht. Meine Frau Anni fror als Mädchen oft. Auch heute noch, Jahrzehnte später, entschuldigt sie sich manchmal höflich für ihre kalten Finger, ehe sie jemandem die Hand gibt. Bei unserer ersten Begegnung im Winter 1940 war ihr auch kalt. Sie fror sogar so sehr, dass sie bei uns anklopfte, um sich aufzuwärmen. Ich war damals ein Junge von vierzehn Jahren, sie muss ungefähr zehn gewesen sein.

„Quasi ein Lotto-Sechser“ ist eine Erzählung von Angelika Slavik die auf Basis eines Gesprächs mit Gertrud Haubner (geboren 1925) beruht. Die Chance, einen Sechser im Lotto zu machen, liegt bei eins zu 8,1 Millionen. Die Chance, vom Blitz getroffen zu werden, liegt angeblich bei eins zu sechs Millionen, ist also etwas höher. Doch wie groß ist die Chance, zweimal vom Blitz erwischt zu werden? Und vor allem: Wäre das dann einfach nur Pech?

„Karaganda“ ist eine Erzählung von Stephanie Mold die auf Basis eines Gesprächs mit Ludwig Hall (geboren 1926) beruht. In Karaganda gab es keine Zigaretten. Dort gab es nicht einmal Papier. Man schrieb auf Holztafeln. Wer dort eine Zeitung besaß, war reich, denn der konnte sich Zigaretten aus Zeitungspapier drehen. Ich war dort in Kriegsgefangenschaft. Obwohl es schon sechzig Jahre her ist, wird mich Karaganda nie verlassen. So gerne ich es auch loshätte.

„Freundschaft mit Hindernissen“ ist eine Erzählung von Jörg Zemmler die auf Basis eines Gesprächs mit Hedwig Jordan (geboren 1956) beruht. Angefangen hat alles 2002 im Donauspital, wo ich wegen meiner Erkrankung an Multipler Sklerose zur Behandlung war. Dort lernte ich Stefans Mutter kennen. Wir waren ins Gespräch gekommen und sie erzählte mir, dass bei ihrem Sohn vor Kurzem ebenfalls Multiple Sklerose diagnostiziert worden war und dass er deshalb sehr niedergeschlagen wäre.

„Das siebte Pferd“ ist eine Erzählung von Nikolai Soukup die auf Basis eines Gesprächs mit Maria Gaugusch (geboren 1911) beruht. Mein Vater war Kutscher. Sein Betrieb mit zwei Mitarbeitern und sieben Pferden war in der ganzen Stadt bekannt und in einer Zeit ohne Autos und mangelhafter Bahnverbindungen höchst erfolgreich.

„Die Macht der Bauern“ ist eine Erzählung von Stephanie Mold die auf Basis eines Gesprächs mit Josef Kinzl (geboren 1926) beruht. An einem verregneten Spätnachmittag irgendwann in den frühen Sechziger-Jahren saß ich an der Kasse meines kleinen Gemischtwarengeschäftes in einem Dorf im nördlichen Mühlviertel. Die Arbeit im Geschäft machte mir Spaß, denn ich unterhielt mich gerne mit Menschen. Oft, besonders an Nachmittagen, gab es aber Phasen, in denen der Laden leer war. Auch das genoss ich, denn da konnte ich ungestört meine Reise-Zeitschriften lesen.